Die Gitarrensonate des großen japanischen Komponisten und Mandolinisten Yasuo Kuwahara ist eine Entdeckung. Kuwahara, dessen stilistische Bandbreite von elektronischer über atonale bis hin zu tonal-romantischer und folkloristischer Musik reichte, zeigt sich in diesem Werk „klassischen“ Vorbildern verpflichtet. In Anlehnung an japanische Volksmusik, wie er sie beispielsweise in „Jongara“ oder den „3 Fantasien über japanische Weisen“ verwendet, befasst sich der erste Satz mit dem repetitiv-rhythmischen Motiv der ersten Takte, das in seinen barocken Sequenzierungen kontrastiert wird von gesanglichen, fugierten oder arpeggierten Passagen. Trotzdem Kuwahara in erster Linie Mandolinist war, zeigt sich schon in diesem ersten Satz in klassischer Sonatenhauptsatzform sein Sinn für Resonanzreichtum und idiomatische Schreibweise auf der Gitarre. Der zweite Satz ist formal als Thema mit sechs Variationen angelegt, nach denen das Anfangsthema wieder erklingt. Hiermit zeigt sich Kuwahara der formalen Anlage vieler Variationswerke Beethovens und der Klassik ebenso verpflichtet wie dem bekannten „Folia“ Thema, an das der Satz ebenfalls erinnert. Der dritte Satz ist ein virtuoses Rondo im Stile romantischer Komponisten wie Castelnuovo-Tedesco. Die kontrastreichen Episoden in Moll setzen die Gitarre durch zahlreiche Campanella-Effekte oder rhythmisch packende Rasgueados auf meisterliche Weise in Szene. Zudem erhält das Werk zyklische Geschlossenheit durch das Wiederauftreten des Themas des Kopfsatzes kurz vor dem Schluss.Sowohl inhaltlich durch die Verwendung barocker, klassischer und romantischer Satztechniken in den einzelnen Sätzen als auch formal durch die großen Dimensionen der Sätze und durch die wirkungsvolle Schreibweise für die Gitarre ist die Sonate ein Meisterwerk Kuwaharas, das durch diese Publikation einem breiteren Publikum vorgestellt werden soll.